Werraland-Rallye und Wesermarathon mit dem OC-2

Wo kann man das erste Mai-Wochenende besser verbringen als im Weserbergland? Die Flüsse Fulda, Werra und Weser, dazu wunderschöne Fachwerkstädtchen und traumhafte Landschaften – und alles bei angenehmen Temperaturen und häufigem Sonnenschein. Klingt nach Urlaub? Na ja, vielleicht sei zu erwähnen, dass wir (Ann-Kristin und Birger) für dieses Kultur- und Naturerlebnis zahlreiche Paddelkilometer hingelegt haben...

Am Samstag stand die 25. Werraland-Rallye – organisiert vom Witzenhäuser Kanu-Club – auf unserem Terminkalender. 39 Kilometer auf der Werra von Eschwege nach Witzenhausen sollten wir in unserem OC-2 zurücklegen, der nun nach dem Lanker See, der Schwentine sowie dem Tegeler See auch die Werra kennen lernen durfte. (Einen Tag später sollte noch die Weser hinzukommen.) Da wir mit der Strömung paddelten, konnten wir es mit einem relativ lockeren Schlag angehen und mussten nicht allzu viel Kraft einsetzen, um nahezu durchweg deutlich über 10km/h zu erreichen. Insgesamt gelang uns eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 12km/h, wobei wir für einen ganz kurzen Moment gar 16,3km/h erreichten! Na gut, das war wirklich ein absoluter Spitzenwert, aber Dank der Strömung konnten wir mehrfach über Hunderte von Metern auch mit gut 14km/h auf der Werra paddeln – ohne großen Kraftaufwand. Das war schon ziemlich klasse und hat richtig Spaß gemacht! Nach 20km erreichten wir Bad Sooden-Allendorf und mussten dort durch die Schleuse. Das kostete natürlich viel Zeit, doch um diese ging es uns ja eh nicht. Bei Kilometer 39 dann endlich das Ziel in Witzenhausen. Die 39 Paddelkilometer auf der Werra haben richtig viel Spaß gemacht, es war toll, gemeinsam mit Hunderten von anderen Paddlern diese wunderschöne Landschaft von der Werra-Seite aus zu genießen und am Ende gemeinsam die Gewissheit zu haben, dass man was ziemlich Tolles geleistet hat. Belohnt mit Bier, Bratwurst und Sonnenschein genossen wir noch etwas den schönen Nachmittag und machten uns dann mit unseren Medaillen und dem Bootsaufkleber zurück auf den Weg nach Hannoversch-Münden.

An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Thomas, der mit den Itzehoer Wasser-Wanderern an diesem Wochenende auch am Start war. Er hat uns zur Werraland-Rallye überredet und uns vorab und am Samstag mit Informationen sowie einer Fahrgelegenheit sehr geholfen. Lieben Dank! Und Hut ab vor den Wasser-Wanderern, die mit immerhin 19 Paddlern bei der Werrland-Rallye vertreten waren – nur ein anderer Verein konnte mehr Teilnehmer vorweisen. Super! Übrigens startete Thomas mit seinem Kumpel Björn vom IKC in Itzehoe in einem alten Marathon-Zweier, im Verein „Kzwo“ genannt, ein schnittiges und bestimmt schon gut 30 Jahre altes Boot! Tolle Leistung!

Dann kam der Sonntag... 80 Kilometer auf der Weser... Wir starteten gegen 7:30 Uhr im Nebel in Hannoversch-Münden an einer ganz besonderen Stelle:

„Wo Werra sich und Fulda küssen, sie ihren Namen büßen müssen. Und hier entsteht durch diesen Kuss, deutsch bis zum Meer der Weser-Fluss. (Hann.-Münden, den 31. Juli 1899)“ – Inschrift auf dem Weserstein in Hannoversch-Münden.

Erstaunlicherweise war es zunächst völlig unproblematisch, trotz der 39 Kilometer vom Vortag wieder im OC-2 zu sitzen und das nächste verrückte Abenteuer in Angriff zu nehmen. Die Strömung war uns erneut wohlgesonnen, zumeist erreichten wir um die 12km/h an Geschwindigkeit – wiederum ohne allzu großen Kraftaufwand. Spätestens bei Kilometer 20 allerdings bemerkten wir das Paddeln auf der Werra, denn das Sitzen wurde allmählich unangenehm. Es schmerzten vor allem Hintern und Beine, hin und wieder meckerte auch der Rücken. Auf den insgesamt 80 Kilometern galt es also immer mal wieder, sich ein bisschen zurechtzurücken und mal kurz die Beine auszustrecken, um Krämpfe zu vermeiden. Mal war der Schmerz fast weg, dann schlug er wieder voll zu. Aber die wunderschöne Landschaft sowie das herrliche Paddeln mit der Strömung und die Begegnung mit so vielen anderen Paddelverrückten entschädigten für diese zeitweiligen Schmerzen. Bei Kilometer 20 gönnten wir uns die erste Trinkgelegenheit im Wechsel, stellten das Paddeln also nicht ein. Als wir die Hälfte hinter uns gebracht hatten, war dann doch eine kurze Pause drin, wir entspannten einmal die Beine, aßen einen Müsliriegel und nahmen etwas Flüssigkeit zu uns, ehe es dann auf die letzten 40 Kilometer gehen sollte. Nur noch 40 Kilometer... das war ja bloß noch einmal die Strecke vom Vortag...

Nach 55 Kilometer beendeten jene Paddler, die sich für die Bronze-Strecke entschieden hatten, ihre Paddeltour, wir waren verrückt genug, an diesem Ziel einfach vorbeizuziehen, hatten wir uns doch für die Silber-Strecke von 80 Kilometern entschieden. Gold wäre bei 135 km, aber wir sind ja nicht völlig verrückt... vielleicht nächstes Jahr... Eine zweite kurze Pause machten wir nach gut 60 Kilometern, hatten hier aber mächtig mit der Strömung und dem Wind zu kämpfen, so dass es mühsam war, das Boot auf Kurs zu halten und wir schließlich gar eine komplette Drehung hinlegen mussten. Damit war die Pause wenig erholsam und eher anstrengend, so dass wir beschlossen, ohne weiteren Zwischenstopp zum Ziel zu paddeln. Waren ja auch nur noch 20 Kilometer... Ja, man verliert ein wenig das Gefühl für Distanzen, wenn man solche Strecken auf sich nimmt...

Als wir noch gut 5 Kilometer vor uns hatten, sagte ich noch, dass ich aber auf die letzten Kilometer keinen Endspurt hinlegen wollte. Ja, von wegen! Irgendwie riss es uns dann doch mit und wir legten eine Schippe drauf. Ich glaube, uns trieb ein wenig das Ziel an, unter 7 Stunden zu bleiben... Und tatsächlich gelang es uns, trotz der kleinen Pausen eben dieses Ziel zu erreichen, knapp unter 7 Stunden und eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 11,7 km/h waren wirklich mehr als zufriedenstellend! Völlig erledigt brachten wir das Boot an Land – und belohnten uns mit einem schönen Kaltgetränk! Mit den Silbermedaillen und Bootsaufklebern – und ein bisschen k.o. – machten wir uns dann auf den Rückweg nach Hannoversch-Münden.

Es war eine tolle Erfahrung, hat richtig viel Spaß gemacht und ist auf jeden Fall wieder ein interessanter Termin auch für das kommende Jahr! Unser OC-2 war für all die Kanuten ein durchaus bemerkenswerter Bootstyp, mehrfach wurden wir auf der Tour angesprochen, u.a. wurde festgestellt, dass man damit ja prima Aale angeln könnte... Es bleibt unbedingt noch hervorzuheben, wie herrlich entspannt und freundlich all die Paddler waren, sowohl auf dem Wasser als auch vor und nach den Touren! Unser OC-2 und wir beide sind um einige prima Erfahrungen reicher und freuen uns nun wieder auf die sportlichen Herausforderungen auf Regatten – sowohl im OC-2 als natürlich auch im Drachenboot!